Die Sitz-Idee
Wer in früheren Jahren die Schulbank drückte, machte zum Teil Bekanntschaft mit dem Rohrstock, wenn er nicht ruhig auf der unbequemen Holzbank saß. Auch in der heutigen Zeit sehen es die Lehrer lieber, wenn das Kind stillsitzt. Im Erwachsenenalter heißt es mit einem Mal: sitzen und bewegen!
Produktgruppe
Aktiv-Stuhl
Produkt
Swopper
Hersteller
aeris
Marktpreis
ca. 600 Euro
Testbeginn
2011
Dauer
6 Monate Langzeittest
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» schwarz-weiss «
***
Abbildungsgröße
weicht vom
Original ab
Produktfotografien
© Mittelpunkt•Journal
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auf einen Blick (2)
Hersteller*
aeris - Impulsmöbel GmbH & Co. KG
Ahrntaler Platz 2-6
85540 Haar bei München
(2011)
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1 • Ausführlicher Testbericht
2 • Wertung, Pro & Kontra, Unser Rat
3 • Alle Fotografien für Sie auf einen Blick
4 • Anhang mit technischen Daten und Lieferumfang
5 • Weitere Produkte im Test - Auwahl
6 • Unsere Leser haben gewählt - diese Produkte testen wir in Kürze
7 • Anleitung, Hilfe, Impressum
In einem neuen Fenster geöffnet werden:
8 • Übersicht über alle getesteten Produkte
9 • Suche, Volltextsuche
10 • Wie wir testen und bewerten
Der Tag des modernen Menschen
Rund 70 % der Menschen in Deutschland haben statistisch gesehen mindestens einmal im Jahr Rückenschmerzen. In der Minute, in der Sie liebe Leserinnen und Leser dieser Zeilen lesen, werden rund ein Drittel der Deutschen von mehr oder weniger starken Rückenschmerzen geplagt.Schmerzen sorgen bei vielen dafür, dass sie selbst nach der Ursache suchen oder suchen lassen. Weit verbreitet ist der Irrglaube, dass eine Schonhaltung bei Rückenschmerzen hilfreich ist. Wer diese Hürde überwunden hat, der weiß aus Therapie, Reha und Rückenschule, wie wichtig Bewegung und Aktivität sind.
Ohne Bewegung ist eine gesunde Entwicklung des Menschen nicht denkbar. Bettlägerige Kranke können davon ein Lied singen. Man sehnt sich nach Aktivität.
Der moderne Alltag nimmt dem Menschen die Bewegung. Ging er früher auf die Jagd oder Nahrungssuche, so führt ihn ein Einkauf mit dem Auto fast schon an die Kasse des Supermarktes. Je näher der Parkplatz am Eingang ist, umso besser – denken die meisten.
Ein Großteil der werktätigen Bevölkerung übt eine sitzende Tätigkeit aus. Zählt man zu den Arbeitszeiten die durchschnittlichen acht Stunden Schlaf sowie die private Freizeit vor dem Computer und dem Fernseher hinzu, wird schnell klar, dass sich die meisten zu wenig bewegen und ihren Tag fast nur sitzend verbringen. Gesundheits-Stühle versprechen dem Anwender auch bei sitzender Tätigkeit mehr Bewegung.
Einen Vertreter dieser Gruppe haben wir in unserem heutigen Test im Alltag. Von der Grundfunktion her ähnelt er einem Pezzi- bzw. Gymnastikball. Von der Preisklasse her gehört er in die Gruppe der hochpreisigen Bürostühle.
Abwechselung im starren Sitz-Alltag
Die Grundidee hinter dem swopper ist genial wie einfach. Während ein normaler Bürostuhl auf vier Beinen bzw. mehreren Rollen steht, fällt der swopper durch einen teilweise offenen Alu-Druckguss-Fußring auf. Zentriert findet sich hier eine Mittelsäule mit einer einstellbaren Stahlfeder. Der zumeist konvex geformte und gepolsterte Sitz wird mit unterschiedlichen Bezügen geliefert. Wer es besonders sportlich möchte, der kann als Sitzform auch einen Sattel wählen. Dieses Modell hatten wir jedoch nicht im Test.Die Federung und seitliche Auslenkung sowie die Höhe können individuell eingestellt werden. Entsprechenden Hinweise des Herstellers sind ausreichend und leicht umzusetzen. Die Höhenverstellung von rund 45 cm bis 60 cm Sitzhöhe unter Belastung reicht aus unseren Erfahrungen für die meisten Nutzer aus.
Ein Handrad unter der Mittelsäule, ermöglicht den Grad der Auslenkung einzustellen. Zu Beginn sollte eine festere Einstellung genutzt werden, damit die Muskulatur beim Balancehalten nicht überbeansprucht wird. Wer bereits zu Beginn das Gefühl hat, vom swopper fallen zu können, der hat die seitliche Auslenkung zu locker eingestellt.
Den Fußring aus Alu-Druckguss-Stahl gibt es in den Farben Anthrazit und Titan. Je nach Fußboden kann der Anwender Filzgleiter, Metallgleiter oder Rollen erwerben. Wer ein Modell – wie wir – mit Metallgleitern besitzt, kann auf diese auch Filzgleiter aufkleben. Diese hielten über den kompletten sechsmonatigen Testzeitraum.
Die Feder des swoppers ist in drei Ausführungen optimiert lieferbar: Körpergewicht 40-80 kg, 60-120 kg und 90-140 kg. Darüber hinaus muss leider auf das swoppen und hoppen verzichtet werden.
Durch diese Konstruktion ist es möglich, dass sich der Sitzende dreidimensional bewegen kann. Er muss es natürlich auch tun. Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass bei einem falsch eingestellten swopper die Haltung wieder sehr bewegungsarm ausfallen kann.
Die Verwendung des swoppers ist denkbar einfach: Beide Füße stehen leicht gespreizt flach auf dem Boden. Die Mittelsäule des Dreh-Stuhls ist die gedachte Verlängerung der Wirbelsäule. Der Rücken bleibt gerade.
Mit Bewegung zu guter Laune und gesunder Haltung
Der Hersteller verspricht viel. So finden sich Aussagen darüber, dass der swopper den Rücken stärkt, die Muskulatur trainiert, die Bandscheiben, Sehnen und Gelenke fit hält, tieferes Atmen fördert, die Konzentration verbessert und den Kreislauf angeregt. Auch der Spaß soll beim dreidimensionalen Sitzen und Arbeiten nicht zu kurz kommen.Die Skepsis unter den Test-Teilnehmern ist nach den ersten Versuchen hoch, da der Po (die knochigen Sitzhöcker) bereits nach kurzer Zeit Signale des Schmerzes aussendet. Vier Teilnehmer fühlten sich ein wenig seekrank und unwohl. Bereits nach den ersten Test-Tagen gab sich das jedoch. Dafür stellte sich bei sieben Test-Teilnehmern ein handfester Muskelkater ein. Es ist sehr wichtig, in den ersten Tagen die Benutzung dieses Aktiv-Stuhles nicht zu übertreiben. Mit reduzierter Seitenbeweglichkeit und noch wichtiger mit reduzierter Stundenanzahl pro Tag konnte bei den meisten Test-Teilnehmern eine gute Gewöhnung beobachtet werden.
Jedes Gerät kann nur so gut wirken, wie es der Anwender letztendlich verwendet. Bei richtiger Benutzung wird der Oberkörper aufgerichtet und die Atmung kann tiefer werden. Man kann sich jedoch ebenfalls wie ein Fiedelbogen auf dem swopper zusammensinken lassen. Dann verwundert es nicht, dass sich die positiven Effekte wie eine verbesserte Körperhaltung und eine tiefere Atmung nicht einstellen. Wer durchhält, der wird überwiegend mit einem besseren Sitz-Gefühl belohnt. Muskelgruppen werden angesprochen, die zu Hause und im Büro sonst eher pausieren durften und mussten.
Je nach Einstellung der Federung bleibt der Körper fast ständig in minimaler, leichter Bewegung. Für Ungeübte kann diese dauerhafte Belastung bereits zu viel sein. Daher empfiehlt es sich, diesen Aktiv-Stuhl zu Beginn nicht über einen ganzen Arbeitstag hinweg zu nutzen. Ein intensives Training, zum Beispiel mit einem Schwingstab (wir berichteten im April 2011), kann die Rückenmuskulatur effektiver trainieren und stärken.
Zu Beginn spürten die meisten unserer Tester, dass die Belastung für den Rücken nicht zu unterschätzen ist. Daher auf keinen Fall den alten Büro-Stuhl sofort entsorgen. Abwechselung lautet auch hier die Devise. Telefonate kann man im Stehen führen.
Lehnenloser Aktiv-Hocker mit Federelement
Bereits zu Beginn des Tests äußerten mehrere Test-Teilnehmer, dass sie die grundlegende Funktionsweise von einem Gymnastikball (auch Pezziball genannt) her kennen. Das hervorstechendste Element ist zweifellos der Preis. Während es den Gymnastikball bereits für wenige Euro gibt, kostet swopper ein Vielfaches davon. Daran beteiligen sich zum Teil auf Antrag unterschiedliche Kostenträger. Nähere Informationen hierzu gibt es beim Hersteller.Dafür bietet er einige Vorteile: Die Sitzhöhe lässt sich individuell einstellen, die Bezugsmaterialien und die Optik erinnern an einen Bürostuhl und passen gut in eine moderne Arbeitsumgebung. Die Zertifizierung als Büroarbeitsstuhl ermöglicht es Firmen, dieses Produkt in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Die dreidimensionale Beweglichkeit beim Sitzen macht einerseits einfach Spaß. Andererseits führte das aber auch dazu, dass die Konzentration bei unseren Testern zum Teil nachließ. Wir überprüften das an 16 unterschiedlichen Tagen, an denen Tester Konzentrations-Aufgaben auf dem swopper und ein anderes Mal auf einem herkömmlichen Büro-Stuhl lösen mussten. Vor- und rückwärts, nach oben und nach unten und in die dritte Dimension seitwärts bereitet Vergnügen, sorgt jedoch auch für Ablenkung.
Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass sich die Menschen auf einen swopper mehr als doppelt soviel im Vergleich zu herkömmlichen Sitz-Möbeln bewegen. Das ist die positive Seite der Medaille.
Da dem swopper in der normalen Ausführung die Rückenlehne fehlt, muss er nicht wie ein normaler Stuhl fest in die richtige Sitzposition gedreht werden. Das Ausbalancieren der Sitzhaltung und ab und zu eine schwungvolle Drehung sorgten für viel Spaß. Da er selbst im Wohnzimmer ein optischer Hingucker ist, kann er vom Design her in so gut wie jedem Raum genutzt werden. Dank zunehmendem Bekanntheitsgrad ist die Modellvielfalt inzwischen so groß, dass bestimmt jeder, der einen swopper im Alltag nutzen möchte, fündig werden kann.
Die Bandscheiben der Wirbelsäule brauchen ein ausgewogenes Spiel der Belastung und Entlastung, um ausreichend mit Nährstoffen versorgt zu werden. Auch wenn die Bandscheiben mit wechselnden Druckpunkten durch die Bewegung ausgeglichener belastet werden, gehört das Sitzen mit zu den stärksten Belastungen für den Rücken. Ein Haltungswechsel kann auch dadurch erfolgen, dass man sich bemüht, so weit wie möglich diverse Tätigkeiten nicht nur aus der sitzenden Position heraus zu bewältigen. Das Gebot sollte nicht heißen – alles in meiner Reichweite, sondern alles zu Fuß in kurzer und effektiver Zeit erreichbar.
Ein aktiver Rücken sorgt für Entzücken
Bei knapp 72 % unserer Test-Teilnehmer führte der gezielte Einsatz des swoppers zu verminderten Verspannungen und weniger Schmerzen im Rückenbereich. Bei den anderen hingegen verstärkten sich die Schmerzen über den gesamten Testzeitraum bzw. sie spürten keine Veränderung gegenüber ihrem herkömmlichen Büro-Stuhl. Allerdings empfand ca. ein Drittel der Test-Teilnehmer den Sitz als zu hart und die Nebengeräusche bei der Bewegung durch die Feder und der Mittelsäule ließen die Konzentration weiter sinken.Die Verarbeitung ist insgesamt gelungen. Die Spiralfeder wirkt vertrauenserweckend und langlebig. Optisch wirkt sie, wie aus einer Autowerkstatt entliehen. Dank einer guten Lackierung ist sie jedoch wohnzimmertauglich.
Je nachdem, welcher Sitzbezug gewählt wurde, kann es zum Beispiel sein, dass eine Jeans abfärbt. Hier sollte sich der potenzielle Kunde genau überlegen, wie er den swopper nutzen möchte und eine geeignete Oberfläche auswählen.
Den swopper gibt es mittlerweile in unterschiedlichen Ausführungen. Wer möchte, der kann für einen beachtlichen Aufpreis eine Rückenlehne erhalten. Auf jeden Fall sollte sich der interessierte Kunde Zeit nehmen und den swopper vor dem Kauf ausgiebig testen.
Außerhalb der Wertung möchten wir Ihnen an dieser Stelle noch einen anderen Büro-Stuhl vorstellen. Dieser entspricht optisch mehr dem klassischen Chef-Sessel. Als Besonderheit verfügt er über mehrere aufblasbare Kissen, die über die Druckknöpfe gefüllt bzw. gelehrt werden können. Von Zeit zu Zeit ist dieser Büro-Stuhl mit einem Akku-Ladegerät aufzuladen.
Die Feinabstufung kann als gelungen bezeichnet werden. Die Rückenlehne ist so hoch, dass auch der Kopf ausreichend Halt findet. Darüber hinaus ist die Rückenlehne beweglich und in der gewünschten Position arretierbar. Wer diesen Büro-Stuhl aktiver nutzen möchte, der findet bei jeder Bewegung eine Unterstützung durch die Rückenlehne, da sich dieser mit der Bewegung des Benutzers mit bewegt.
Anhang:
Technische Daten *
Wichtige technische Daten:
- Belastbarkeit: 60 - 120 kg mit Feder MEDIUM
- Maße: 45 - 60 cm Höhe (belastet) mit Feder MEDIUM
- Gewicht: 11 kg
- Bezug: weicher lederartiger Bezug
- Fußring: Alu-Druckguss-Stahl
SB & LM
Pro
(* führt zur Aufwertung)
- Die Federung und seitliche Auslenkung sowie die Sitzhöhe können individuell eingestellt werden.
- Das Design des swoppers ist formschön und ausgefallen.
- Bezugsmaterialien und Optik erinnern an einen Bürostuhl und passen gut in eine moderne Arbeitsumgebung.
- Die Feder des swoppers gibt es in drei Ausführungen. Damit kann der Stuhl optimal an individuelle Gegebenheiten angepasst werden.
- Die Konstruktion des swoppers ermöglicht eine dreidimensionale Bewegung des Sitzenden.
- Der Körper ist fast ständig in minimaler, leichter Bewegung (doppelt so viel wie bei herkömmlichen Sitz-Möbeln).
- Die Zertifizierung als Büroarbeitsstuhl ermöglicht es Firmen, dieses Produkt in den Arbeitsalltag zu integrieren.
- Durch das aktive Sitzen entsteht eine bessere Haltung, resultierend aus einer muskulären Stärkung der Rückenmuskulatur.
- Die Atmung wird bei richtigem Sitzen tiefer und besser.
- Das dreidimensionale Ausbalancieren der Sitzhaltung macht Spaß.
- Bei ständiger Nutzung vermindern sich Verspannungen im Rückenbereich und es treten weniger Schmerzen auf.
- Die Verarbeitung ist insgesamt gelungen.
Neutral (* fließt nicht in die Bewertung mit ein)
- Für Ungeübte kann die dauerhafte Bewegung gleich zu Beginn bereits zu viel sein.
- Der Nutzen für die Gesundheit hängt stark von der korrekten Anwendung ab.
Kontra (* führt zur Abwertung)
- für Privatpersonen ist der Preis zu hoch.
- Viele Test-Teilnehmer empfanden den Sitz als zu hart.
- Die ständige Bewegung auf dem Stuhl sowie die Nebengeräusche bei der Bewegung durch die Feder und die Mittelsäule beeinträchtigen die Konzentration negativ.
Unser Rat
Der swopper fällt durch sein ausgefallenes formschönes Design auf. Die Idee überzeugt. Bewegung ist ein Plus für die Rückengesundheit – und Bewegung beim Sitzen eine sinnvolle (wenn auch konzentrationsmindernde) Kombination. Das dreidimensionale Ausbalancieren der Sitzhaltung macht Spaß und stärkt zugleich auch die Muskulatur. |
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Legende: Bewertung
- 1+ (6 Sterne) excellent, ausgezeichnet, Referenz
- 1 (5 Sterne) sehr gut
- 2 (4 Sterne) gut
- 3 (3 Sterne) befriedigend, zufriedenstellend
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